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Gottfried Wilhelm Leibniz: Welche Bedeutung hatte der Gelehrte für die Informatik? – Bedeutende Informatiker Teil 3

Gottfried Wilhelm Leibniz: Welche Bedeutung hatte der Gelehrte für die Informatik?

Bedeutende Informatiker Teil 3

Wenn es um bedeutende Informatiker geht, denken die meisten Menschen zunächst wohl an Personen wie Dennis Ritchie, Ken Thompson, Linus Torvalds oder Tim Berners-Lee. Sie alle leisteten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Informatik. Auf die Idee, an dieser Stelle Gottfried Wilhelm Leibniz zu nennen, kommen hingegen sicherlich nur wenige. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Leibniz lebte mehrere Jahrhunderte, bevor die Informatik überhaupt entstand. Daher kann es sich dabei überhaupt nicht um einen Informatiker gehandelt haben. Dieses Argument trifft sicherlich zu. Dennoch gibt es einen Grund dafür, dass wir ihn in unsere Reihe über berühmte Informatiker aufgenommen haben. Viele seiner Erkenntnisse waren für die Entwicklung moderner Computer sowie für einige theoretische Konzepte der Informatik von großer Bedeutung. Welchen Einfluss Leibniz auf die Entstehung der Informatik hatte, erfahren Sie in diesem Artikel.

Abbildung: Leibniz um 1695
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Die wichtigsten Stationen seines Lebens

Leibniz kam 1646 in Leipzig zur Welt. Er stammte aus einer Gelehrten-Familie. Sein Vater war Jurist und Professor für Moralphilosophie. Seine Mutter war zwar – wie zu dieser Zeit für Frauen üblich – nicht selbst als Wissenschaftlerin aktiv. Doch stammte sie ebenfalls aus dem Bildungsbürgertum und ihr Vater war Professor.

Leibniz’ Vater verstarb bereits 1652 – als dieser noch ein Kind war. Das Erbe, das er ihm hinterließ, sollte jedoch große Auswirkungen auf dessen späteres Wirken haben. Der Vater war bereits zweimal verwitwet, bevor er die Ehe mit Leibniz’ Mutter einging. Eine seiner früheren Frauen war Tochter eines Buchhändlers, von dem sie eine umfangreiche Bibliothek geerbt hatte. Zu dieser hatte Leibniz als Kind daher freien Zugang. Das erlaubte es ihm, viele verschiedene Informationen zu ganz unterschiedlichen Wissensgebieten zu erhalten. Gleichzeitig förderte dies eine autodidaktische Vorgehensweise. Leibniz lernte selbstständig Latein und Altgriechisch und er befasste sich bereits im Kindesalter mit der Mathematik und der Logik.

1661 – mit nur 15 Jahren – schrieb er sich an der Universität in Leipzig ein. Mit 19 Jahren veröffentlichte er bereits sein erstes Buch: De Arte Combinatoria. Dieses Werk stellte die Grundlage seiner Promotion im Bereich der Philosophie dar, die kurze Zeit später stattfand. Noch im selben Jahr wollte er auch in den Rechtswissenschaften promovieren. Dabei kam es jedoch zu einer Ablehnung – allerdings nicht aus fachlichen Gründen, sondern lediglich, weil die Professoren ihn als zu jung erachteten. So zog er nach Nürnberg weiter, wo er schließlich auch als Jurist promovieren konnte. Dort erhielt er angeblich auch ein Angebot für eine Professur. Diese lehnte Leibniz jedoch ab und wurde stattdessen juristischer Berater des Mainzer Erzbischofs. Die Besonderheit liegt hierbei darin, dass Leibniz selbst bekennender Protestant war und dennoch eine Anstellung bei einem der höchsten deutschen katholischen Würdenträger erhielt.

1672 ließ sich Leibniz in Paris nieder. Dort blieb er bis 1676, als er zum Bibliothekar in Hannover berufen wurde. Neben der Arbeit in der Bibliothek befasste sich Leibniz zu dieser Zeit mit vielen technischen Problemen und erfand verschiedene Vorrichtungen, die insbesondere im Bergbau zum Einsatz kamen und von denen manche bis heute Verwendung finden. Außerdem wurde er zum Hofrat ernannt und konnte einen großen Einfluss auf das Welfenhaus gewinnen. Unter seiner Mitarbeit erreichte dieses Haus die Kurfürstenwürde in Hannover und schließlich die britische Königskrone. Trotz dieser Erfolge kühlte sich das Verhältnis zu den Herrschern ab und Leibniz vereinsamte immer mehr. Im Alter von 70 Jahren starb er in Hannover.

Abbildung: Leibniz’ Wohnstätte in Hannover
Abbildung: Leibniz’ Wohnstätte in Hannover

Leibniz – ein Universalgelehrter

Leibniz ist als Universalgelehrter zu betrachten. Wie facettenreich sein Wirken war, wurde in seiner Lebensgeschichte bereits angedeutet. Die Bezeichnung Universalgelehrter bezieht sich jedoch darauf, dass eine Person alle Wissenschaftsbereiche, die zu ihren Lebzeiten relevant waren, überblicken konnte. Heutzutage ist dies aufgrund der enormen wissenschaftlichen Vielfalt praktisch unmöglich. Im 17. Jahrhundert war das bekannte Wissen jedoch noch deutlich übersichtlicher. Leibniz war in allen relevanten Bereichen aktiv. Für viele Beobachter gilt er als letzter Universalgelehrter. Die folgenden Abschnitte stellen einige seiner wichtigsten Wirkungsbereiche vor.

Leibniz als Jurist

Leibniz’ erste Anstellung war als Jurist. Dass er am Hofe des Mainzer Erzbischofs – einem der wichtigsten Herrscher der damaligen Zeit in Deutschland – in leitender Stellung tätig war, zeigt bereits seine Bedeutung. Außerdem verfasste er mehrere Schriften zu juristischen Themen, die bis heute in der Rechtsphilosophie von Bedeutung sind.

Leibniz als Mathematiker

Eines der wichtigsten Interessengebiete Leibniz’ war die Mathematik. Vielen heutigen Beobachtern ist er deshalb in erster Linie als Mathematiker bekannt. Von großer Bedeutung ist beispielsweise die Leibnizfolge:

Dabei handelt es sich um eine der ersten Möglichkeiten, um eine Näherung für die Kreiszahl zu berechnen. Hinzu kommen noch einige weitere wichtige Erkenntnisse aus dem Bereich der Mathematik.

Leibniz als Militärstratege und politischer Berater

Leibniz sah sich auch als Militärstratege und als politischen Berater. Während seiner Zeit in Paris erarbeitete er beispielsweise einen Plan für die Eroberung Ägyptens. Diesen wollte er Ludwig XIV unterbreiten – als Alternative zu dessen Eroberungsfeldzügen durch Europa. Allerdings traute er sich letztendlich nicht, dem König diese Pläne zu unterbreiten. Dennoch kam es zu ihrer Umsetzung – jedoch erst mehr als ein Jahrhundert später. Napoleon nutzte diese detaillierten Vorbereitungen für seinen Ägypten-Feldzug.

Leibniz als Psychologe

Zwar galt die Psychologie zur damaligen Zeit noch nicht als Wissenschaft, doch war Leibniz auch in diesem Bereich aktiv. Er befasste sich beispielsweise mit den Unterschieden zwischen bewusster Wahrnehmung und unbemerkten Sinnesempfindungen und führte empirische Studien durch. Seine Ideen und Vorgehensweisen sollten später einen wichtigen Einfluss auf die Begründung der Psychologie als Wissenschaft haben.

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Die wichtigsten Einflüsse auf die moderne Informatik

Die vorherigen Abschnitte haben gezeigt, wie vielfältig das wissenschaftliche Wirken Leibniz’ war. Der grundlegenden Frage dieses Artikels – welchen Einfluss Leibniz auf die Entstehung der Informatik hatte – sind wir bislang jedoch nicht nähergekommen. Deshalb wollen wir nun die Erkenntnisse vorstellen, die für die Informatik von Bedeutung waren.

Erkenntnisse aus dem Bereich der Logik

Leibniz befasste sich intensiv mit der Logik. Viele seiner Erkenntnisse fanden zu dieser Zeit jedoch nur wenig Beachtung. Allerdings entwarf er damals bereits zahlreiche Grundsätze, die später als boolesche Logik einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Informatik haben sollten. Da die späteren Wissenschaftler ihre Erkenntnisse jedoch eigenständig gewannen, ist der direkte Einfluss Leibniz’ in diesem Bereich nur gering.

Mechanische Rechenmaschine

Größer ist die Bedeutung im Bereich der Erstellung der ersten Rechenmaschinen. Zwar gab es bereits vor Leibniz’ Zeit einige mechanische Geräte, um Berechnungen durchzuführen. Er verbesserte die bisherigen Systeme jedoch deutlich. Von großer Bedeutung war beispielsweise das Staffelwalzenprinzip, mit dem es möglich ist, Multiplikationen durchzuführen. Dieses kam in vielen Nachfolgemodellen zum Einsatz und wurde erst rund zwei Jahrhunderte später durch eine neue Technik ersetzt. Seine Technik verbesserte die Leistungsfähigkeit mechanischer Rechenmaschinen deutlich und trug dadurch zu deren Verbreitung bei. Auch das hatte einen gewissen Einfluss auf die Erfindung des Computers – auch wenn hierbei selbstverständlich eine ganz andere Technik zum Einsatz kam.

Binäres Zahlensystem

Der entscheidende Beitrag Leibniz’ zur Erfindung des Computers bestand jedoch darin, dass er das binäre Zahlensystem in diesem Bereich einführte. Er erkannte bei den Arbeiten an seinen Rechenmaschinen, dass sich das duale Zahlensystem für solche Berechnungen deutlich besser eignet als das dezimale System. Er forschte intensiv zu diesem Thema. Einer der wesentlichen Vorteile dieser Technik bestand seiner Ansicht nach darin, dass sich dadurch logische und arithmetische Prinzipien verbinden lassen. Das stellte den Grundstein der Digitalisierung dar – die ja auf dem binären Zahlensystem beruht. Die Erkenntnisse, die Leibniz in diesem Bereich gewann, waren für den Bau der ersten Computer unverzichtbar.

Gottfried Wilhelm Leibniz – wichtiger Wegbereiter der Informatik

Gottfried Wilhelm Leibniz war in vielen Bereichen als Gelehrter aktiv – von den Rechtswissenschaften bis hin zur Mathematik. Als Informatiker ist er jedoch nicht zu bezeichnen. Die ersten Computer entstanden erst mehrere Jahrhunderte nach seinem Tod. Dennoch ist er ein wichtiger Wegbereiter dieser Wissenschaft. Dabei sind insbesondere die Forschungen zum binären Zahlensystem hervorzuheben. Leibniz erkannte als Erster, dass dieses System für automatische Berechnungen deutlich besser geeignet ist als das Dezimalsystem. Daher stellten seine Erkenntnisse eine unverzichtbare Voraussetzung für den Bau der ersten Computer dar.

Bildquellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Christoph_Bernhard_Francke_-_Bildnis_des_Philosophen_Leibniz_(ca._1695).jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Leibniz_Haus_2008.jpg

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